Seit einiger Zeit schon ist Oscar d'Leon nicht mehr in der Schweiz aufgetreten, es mögen sicher etwa 2 resp. 3 Jahre her sein, seit er uns das letzte Mal beehrte. Für ihn war dies natürlich ein Grund mehr, endlich wieder einmal in Zürich live aufzutreten zu dürfen. Hatte er doch keine einfache Zeit mit ein paar gesundheitlichen Problemen hinter sich.
Von Manuel
Copacabana ZH ist eine neue Latindisco an der Hohlstrasse beim Letzipark mit einer sympathischen Crew unter der Leitung der beiden schweizerisch-bolivianischen Brüder, Leonardo und Roberto Franz. Der Club verfügt über eine ungezwungene Atmosphäre und ein spezielles Interieur. Bis es also soweit war, hatte man sich also noch bis ca. Mitternacht zu gedulden, aber DJ Copita ist ein Profi und verkürzte uns die Zeit bis dahin mit abwechslungsreichem, gutem Sound.
Endlich wieder live
Dann war es soweit: Zuerst richtete Leonardo ein paar Worte ans Publikum, denn es ist schliesslich die erste Live-Performance seit der Eröffnung des Clubs. Die Musiker von Oscars Band begannen sogleich mit einem Improvisation im Medleystil, so quasi eine.„Latinjazz-Descarga-Cumbia-Rebelión-Guantanamera-Jala-Jala-Nummer“: Nach dieser Einlage erschien Oscars Freund und Manager Osvaldo Ponte um „El Leon - El Pharaon de la Salsa“ auf die Bühne zu bitten, der dann auch als erstes mit seiner eigenen Hymne „Lloraras“ und „Bravo de verdad“ den (Salsa-)Tarif durchgab. Vom ersten Ton an merkte man, dass hier Profis am Werk sind und Oscar sogleich das Szepter übernommen hat.
Ob Cuba, Colombia, Peru, Venezuela, Puerto Rico, Panama, Ecuador, Chile, Republicana Dominicana, Argentina – Oscar ist überall zuhause, ein richtiger Latino “de pura sangre” und deshalb so beliebt unter den Lateinamerikanern. Er ist ein Entertainer erster Güte, ein Meister im Umgang mit dem Publikum.
Die alten Hits
Natürlich fehlte auch die Nationalhymne Venezuelas nicht, war ja der vergangene 5.Juli noch nicht allzu fern. Oscars Repertoire ist dermassen gross, und seine Band so gut eingespielt, dass er spontan und flexibel agieren kann. Die „Tour de Latino“ konnte also starten: Von Cuba aus (Lagrimas negras, Que bueno baila Vd von Beni Moré), Colombia (Me voy pa Cali/Cali pachanguero und die obligate Cumbia ) über Puerto Rico (Capullito de Alelí), Panama (La Murga), Peru (La flor de la Canela) bis Venezuela mit einer typischen Merengue tropical demonstrierte er uns sein musikalisches Können. Dann beglückte er die Fans mit Klassikern, wie Mis hijos queridos, Detalles, Mi gente (welches er seinem Publikum widmete), Sigue tu Camino und Hechicera.
Oscars Musiker und seine Söhne
Interessant, wie sich die Söhne in die Gruppe integriert haben. Yorman bedient die Timbales und singt zusammen mit dem Vater die Nummer „Padre e Hijo“. Der zweite Sohn ist an der Seite Oscars Chorsänger und der dritte wirkt ebenfalls als Perkussionist, v.a. als Bongocero. Zu viert legen sie Tanzchoreographien hin, welche an die besten Zeiten erinnern.
Der langjährige Pianist Oscar Reyes ist der ruhige Pol im Orquesta und prägt schon seit vielen Jahren die typisch oscarsche Salsa mit seinen wunderbaren Solos. Arnedo Silva wird im Booklet als cantante und nicht als Chorsänger aufgeführt, seine exquisiten Gesangsqualitäten kann er auf den vielen Tourneen mit Oscar auf der Bühne immer wieder unter Beweis stellen. Den Heavy Metal mit den Trompetas Oscares konnten wir schon im Eröffnungsteil miterleben und einer der zwei Posaunisten spielt sogar die Tres cubano, welche vor allem in den kubanischen Stücken wie Lagrimas negras zur Geltung kam. Die letzte Frage blieb schliesslich: Wie wird sich Gustavo Carmona, der Bassist schlagen? Souverän, eigentlich möchte man keinen anderen hören…doch er muss gut sein, war doch sein Chef selbst bei „Salsa Mayor“ und „La Crítica“ Sänger und Bassist!
So baten die Fans Oscar d’Leon inbrünstig, dass er doch die alten Zeiten wieder einmal aufleben lasse und zwar mit der Nummer „Mi Bajo y Yo“. Der Maestro schnappte sich also das Instrument und und stellte sein einzigartiges Talent unter Beweis: Singen als Sonero, Bass spielen, Tanzchoreographie mit den Choristen und die Gruppe dirigieren – alles in einem - das soll ihm erst mal einer nachmachen!
Tribut für Celia
Das Schlusslied ist dann (unserer) Azucar! Celia Cruz gewidmet zu der Oscar ein ganz spezielles Verhältnis hatte. Sie verstarb vor ziemlich genau einem Jahr und hinterliess eine riesige Lücke in der Salsawelt. Den Song „Cucala“ hatte Johnny Pacheco damals extra für Celia in der gemeinsamen FANIA-Zeit geschrieben und Oscar wusste das Stück meisterhaftzu interpretieren. Die Zugabe wurde mit einem improvisierten Rap seines Sohnes beschlossen und sein Vater zeigte damit, dass er auch neuen Trends gegenüber offen ist, was er ja auch auf seiner letzten CD „Infinito“ bewiesen hatte.
Fazit des Abends
Wenn Oscar d’Leon die Bühne betritt, gibt er alles für sein Publikum! Ob man nun 30, 45 oder 60.- bezahlt, man erhält immer etwas fürs Geld, denn er ist ein Garant für musikalische Qualität. Jede seiner Audienzen ist beispielhaft und manch junger „Star“ der etwas auf sich hält, kann noch viel von Oscar lernen. Er ist zurzeit mit Recht der grösste lateinamerikanische Sonero der Welt, nämlich „El Leon de la Salsa“, der nach ein paar gesundheitlichen Schwierigkeiten wieder frisch und besser denn je auf der Bühne zu bewundern ist. Er schafft es alle mit seinem grossartigen Charisma und seinem guten Charakter zu (ver-)einen. Dies auch, weil er seine Fans liebt und der Presse gegenüber freundlich und offen gesinnt ist. Oscar ist ein „Star“ zum Anfassen, jemand der real ist. Darum, liebe Leser von salsa.ch, geht an seine Konzerte, ihr werdet es nie bereuen!