Er ist Mitbegründer des "Conjunto Folklorico Nacional" und der "Escuela Nacional de Artes" von Cuba. Während 14 Jahren war er Solist im weltberühmten "Cabaret Tropicana" und leitete und gründete verschiedenen in Cuba anerkannten Gruppen. Zur Zeit ist er mit dem Musical "The Bar at Buena Vista" als Solosänger und -tänzer auf Tournee. Seine charismatische Enkelin Ismaray Chacón "Aspirina" begann ihre Karriere als Tänzerin, Sängerin und Perkussionistin in der Gruppe Obini Bata in Cuba. Später arbeitete sie in einer cubanischen Timbagruppe in Singapur für ein Jahr als Tänzerin, Sängerin und Perkussionistin. Zurück in Cuba trat sie mit verschiedenen Folkloregruppen der ersten Wahl, wie dem "Coro Folklorico Nacional", "Yoruba Andabo" und den "Rumberos de Cuba" auf. Heute lebt sie in Zürich und vermittelt ihre Kultur und ihr Wissen an Kongressen, Festivals und an Tanzschulen in ganz Europa. Christian Liebich interviewte beide in Zürich.
Warum verdient es die Rumba ins Weltkulturerbe aufgenommen zu werden?
[Von Christian Liebich]
Die Ergründung dieser Frage bedarf einer tieferen Auseinandersetzung mit der Materie, doch vorweg eine Überlegung …
Bei der Rumba handelt es sich um ein Kulturgut, das sich über Jahre entwickelte und etablierte. Ihre Schöpfer fanden einen Weg, sie zu erhalten und nicht durch Fremdeinflüsse verkommen zu lassen. Ihre Basis hat sich als Basis oder wichtigster Einfluss auf andere Musik- und Tanzkulturen behauptet, wobei die Salsa, der Latin Jazz und die Rumba Flamenca als relevanteste Ausprägungen genannt werden können.
Cuba ist Schöpfer einer grossen Vielfalt verschiedener kultureller Ausprägungen, doch keine erlangt die Wichtigkeit der Rumba. In ihrer Fusion mit anderen Ausprägungen stellt sie sich anschmiegsam, biegbar, elegant und mit unbeirrbarer Kraft der Zukunft und emanzipiert sich gleichzeitig in reiner Form.
Noch heute wird ihre Wichtigkeit in Cuba vielerorts nicht anerkannt. Trotzdem hat sie den Schritt aus den Slums heraus auf die cubanischen und internationalen Konzertbühnen geschafft und wurde am 16. Februar 2012 von der UNEAC als Kulturerbe der cubanischen Nation bestätigt.
Zur Zeit sind Bestrebungen in der Zusammenarbeit mit der UNESCO im Gange, um die Rumba auch auf internationaler Ebene ins Weltkulturerbe aufzunehmen.
Mit den 2 Dokumentarfilmen, die Attic Independent Production GmbH seit 2004 gedreht hat (La Rumba no va a Morir, The Black Roots of Salsa) wie auch mit dem Video-Kanal in Youtube und Workshops in ganz Europa verfolgen wir das Ziel, die Rumba, wie sie heute besteht und ihre Wichtigkeit für die cubanische Kultur dem wachsenden internationalen Publikum aufzuzeigen.
Die Entstehung
Entstanden ist die Rumba um 1820 in den Hafenzonen von La Habana und Matanzas sowie im Landesinneren der Provinz Matanzas, wo die Plantagen von afrikanischen Sklaven bewirtschaftet wurden.
Ihre Entstehung ist eng mit der Tragödie der afrikanischen Diaspora verknüpft. Dabei unterscheidet sich die Rumba als rein cubanische Ausprägung von den afrocubanischen Manifestationen, die eng mit den afrikanischen Religionen, die in Cuba wurzelten, zusammenhängen.
Die grosse Bedeutung der Rumba ergab sich bei ihrer Entstehung durch die Abnabelung von der Religion. Im Gegensatz zu den religiösen Hauptströmungen Yoruba, Bantu – Kongo, Nañigos, Arara, etc. ist die Rumba nicht Teil von religiösen Prozessionen, sondern entwickelt sich autonom. Dadurch erhält sie auf der einen Seite grosse Freiheit, um sich zu entfalten. Andererseits erbt sie den Kampfgeist zur Bewahrung einer eigenen Identität und den Überlebenswillen der Nachfahren von Sklaven und den zu dieser Zeit noch immer als Sklaven gehaltenen Protagonisten.
Die Identität
Die Rumba hat viele Facetten und ist aus verschiedenen Gründen schwierig abzugrenzen. Ihren Namen erhält sie von den Ausdrücken 'Rumberas', 'Rumba', etc. Diese spanischen Ausdrücke wurden für leichtlebige Frauen und ausgelassene Feste benutzt. Im Ambiente von Bordellen wurden anstössige Partys gefeiert, die nicht den Ansprüchen der weissen Oberschicht entsprachen. Damit steht ihr Name für das ausgelassene Feiern und ist geprägt von der Diskrimination ihrer Protagonisten, sowie der Verachtung der Örtlichkeiten, wo sie entstanden ist und gelebt wurde.
Entstanden ist die Rumba in der Oxidentalzone von Cuba, speziell in La Habana und Matanzas.
Ihr wird die Entstehung während der Arbeitspausen im Hafen und in den landwirtschaftlichen Betrieben des Landesinneren nachgesagt. Grösstenteils schwarzafrikanische Sklaven und ihre teils freigelassenen Nachkommen versuchten, sich in den Pausen des harten Arbeitsalltags etwas zu ermuntern und drückten gleichzeitig ihre Sorgen und Nöte aus.
Heute ist Rumba einerseits ein Begriff für ausgelassene Festlichkeiten, an denen zusammen in charakteristischer Weise ohne präzise Form gespielt und gesungen wird. Andererseits hat sich die Rumba als kulturelles Gut in der Kunst emanzipiert. Den speziellen Ausprägungen mit ihren klaren Strukturen wurden Begriffe zugeteilt.
Die Ausprägungen
Wissenschaftlich stellt sich die Rumba als ein Überbegriff für 3 spezielle Ausprägungen dar.
• Die langsame Kadenz ist charakteristisch für den Yambu.
Er wird im Paar getanzt und die ‘Vacuna’ findet darin keinen Platz.
• Der Guaguanco ist schneller und virtuoser in Rhythmus und Tanz.
Er ist ein Paartanz, der als erotisch bis vulgär gilt. Die ‘Vacuna’ ist charakteristisch.
• Die Columbia ist kraftvoll, elegant, virtuos, machistisch und entsteht im Gegensatz zu Guaguanco und Yambu auf dem Land in der Provinz von Matanzas. Sie wird solistisch getanzt, wobei in einem machistischen Umfeld traditionell der Mann seine Stärke, Unverfrorenheit, Schnelligkeit und Eleganz in einem Konkurrenzkampf präsentiert. Auch Frauen wagten sich in dieses von Männern dominierte Gebiet vor, doch nur wenige wurden aufgrund ihres Könnens und ihrer Emanzipation akzeptiert.
Allen Ausprägungen gemein sind die verwendeten Instrumente (ausschliesslich perkussiv), der Gesang des Solisten und der dazugehörende Chor, sowie ein klarer Aufbau der gespielten und getanzten Stücke.
Dabei erinnert die Perkussion stark an die afrocubanischen Expressionen, während der Gesang nebst diesen auch die Gesangsform des spanischen Flamenco integriert.
Alle Ausprägungen leben von der Interaktion der verschiedenenen Bestandteile (Perkussion, Gesang, Tanz) wie auch der einzelnen Protagonisten (Sänger <-> Quinto, Tänzer <-> Tänzerin, Sänger <-> Chor, …). Es werden Texte aus dem sozialen Zusammenleben, der Politik, der Liebe und dem Alltag besungen. Dabei hat jede der 3 Ausprägungen der Rumba spezielle Muster, die sich über die Zeit etablierten.
Die verwendeten typischen Perkussionsinstrumente (Claves, Cajon, Congas, Kata) wurden nach und nach integriert und in Cuba entwickelt. Zu Beginn wurden verschiedengrosse Kisten aus dem Fischtransport und dem Transport anderer Güter im Hafen und allenfalls Löffel oder mit Metall bestückte Hacken von der Feldarbeit verwendet. Auf diesen Instrumenten wurde der Gesang anfangs mit einfachen Rhythmusfolgen und später mit komplexen Schlagfolgen begleitet. Da die Protagonisten, Rumberos genannt, auch die afrocubanischen Religionen praktizierten, brachten sie das religiöse Kulturgut in die Rumba ein.
Die für die Rumba charakteristische Clave ist eine vereinfachte Form des Grundmusters des Basisrhythmus des Abakua und hat sich als eine Identität der cubanischen Musik in Cuba und der Welt durchgesetzt. Die 2 Stäbe, die aneinander geschlagen werden, entwickelten sich in Cuba und die Rhythmik wird in 2 ähnlichen asymetrischen Abfolgen in ‘Clave Negra’ und ‘Clave Blanca’ eingeteilt. Die Sekte der Abakua wurde 1836 in La Habana manifestiert und findet sich in der Zeit der Entstehung der Rumba in La Habana, Matanzas und Cardenas. Sie ist eine Abwandlung von religiösen Strukturen aus der Gegend von Nigeria und Camerun.
In der orientalen Zone entwickelten sich parallel dazu der Changui und der Son, was sich mit der Kenntnis über die Herkunft der verschleppten Sklaven aus Schwarzafrika begründen lässt.
So begann die Rumba auf Cajones (Kisten), wobei anfangs zwischen 2 Formen des Instruments unterschieden wurde, dem Tumbador (tief) und dem Quinto (hoch). Der Tumbador hatte die Funktion, die Basis für die Solokadenzen des Quinto zu legen, wobei die Herausforderung des Quinto darin besteht, synkopische Schläge zum Tumbador zu setzen.
Der weitere Schritt in der Entwicklung war die Integration eines Sounds zwischen der Tonlage der beiden und es entstand das 3/2 (tres-dos). Das 3/2 teilt zusammen mit dem Tumbador die Konstanz der Rhythmik, füllt die Freiräume und prägt den Stil und Wiedererkennungswert der Rhythmik einer Rumba Gruppe, während das Quinto sich nun zwischen beiden Instrumenten behaupten muss. Die Funktionen Quinto, 3/2 und Tumbador werden traditionell/klassisch mit Cajones und Congas abgedeckt und die Claves, wie auch das Kata geben Tempo und Konstanz vor.
Daraus definiert sich die klassische Rumba, die heute nahezu ausschliesslich von der Gruppe 'Rumberos de Cuba' praktiziert wird.
Im Laufe der Zeit wurden die Rhythmen komplizierter und das Zusammenspiel perfektioniert, wobei diese Evolution speziell im Guaguanco stattfindet, der offener ist für Veränderungen als der Yambu und die Columbia. Heute bleibt dem Quinto wenig Platz, um sich zu entfalten. Der Musiker, der sich an das Quinto wagt, muss immer tiefer in die Trickkiste greifen, um seinen eigenen Stil und damit seinen Wiedererkennungswert zu demonstrieren. Natürlich ist die Evolution auch nicht an Tumbador und 3/2 vorbei gegangen, wobei diese beiden Instrumente im modernen Kontext 3 Funktionen wahrnehmen.
• Das Erhalten der Konstanz des rhythmischen Flusses.
• Das Füllen der leeren Räume.
• Die Kreation von Melodie und Harmonie.
Analog haben sich die Tanzschritte und Körperbewegungen weitergebildet und auch die Emanzipation der Frau in einem machistischen Umfeld führt zu einem neuen Ausdruck.
Alle afrocubanischen Religionen haben der Rumba ihr Kulturgut mitgegeben. So wird zum Beispiel in der Columbia die Energie der Kongotradition wiedergefunden und die Yoruba Tradition nährt den Guaguanco mit einer Unmenge an Kadenzen.
Die Sklaven und speziell die befreiten Sklaven schlossen sich in Cuba vielerorts zusammen. Sie etablierten soweit als möglich ihre eigenen Territorien, 'Cabildos' und 'Barracones' genannt, die wir heute als Slums bezeichnen würden, die jedoch in klarer hierarchischer Struktur organisiert waren und die Orte sind, wo die Rumba sich weiter entwickelte. Es sind Grossfamilien, die sich gegenüber den anderen Familien abgrenzten und ihren eigenen Stil bei der Ausübung von religiösen Prozessionen wie auch in ihrer Rumbakultur bewahrten. Man stelle sich vor, dass den von Afrika verschleppten Menschen weder ihr Name, noch ihre religiösen Utensilien gelassen wurden. Damit war ihre einzige Identifikation über die Rhythmen ihrer Kultur und ihre Erinnerungen möglich. Die wenigsten der Sklaven beherrschten eine Form von Schrift, und wie es traditionell in afrikanischen Kulturen der Fall ist, wird das Wissen in der Familie weitergegeben, die den Platz der Schule einnimmt. Die einzelnen Familienclans waren stark in sich geschlossen und ein Austausch fand nur begrenzt statt. Daher konnte über die Kadenz der Trommelschläge erkannt werden, welche Familie ein Fest oder eine Zeremonie abhielt.
Als sich um 1920 herum die ersten Rumbagruppen zusammenschlossen, wurde diese Form von Identitätsbewahrung und Wettkampf in die Gruppen hinein getragen. In gewisser Weise besteht sie bis heute, nicht nur in den Rumbagruppen, sondern genauso in den Comparsas des Carnevals und den Orchestern der Timba. Immer wieder sind die zentralen Punkte die Identifikation und die Einzigartigkeit, die einen unglaublich starken Motor für die Weiterentwicklung darstellen.
Die Conga, die in ganz Cuba praktiziert wird und in den Carnevals ihre reichhaltigste Ausprägung findet, kann nicht direkt dem Oberbegriff der Rumba zugeordnet werden. Allerdings werden Festlichkeiten oft mit einer Conga am Ende einer Rumba oder einer Aufführung geschlossen, die in einem Umzug durch das Quartier oder den Festsaal endet. Die Conga ist offen für viele zusätzliche Instrumente, mit deren Rhythmen sie angereichert und ausgefüllt wird.
Genauso wie die klassischen Rhythmen von Guaguanco, Yambu und Columbia nicht direkt mit den religiösen Rhythmen übereinstimmen, sind auch die Bewegungen der entsprechenden Tänze nicht die gleichen wie in den afrocubanischen Religionen. Wie bei den Rhythmen handelt es sich bei den Bewegungen der Tänzer der Rumba um eine klare Basis, auf der die komplexeren Bewegungen und Rhythmen aufgebaut sind. Die Basis ist heute bei den Rumberos so verinnerlicht, dass sie zum Alltag gehört und die Clave ist Bestandteil des Seins.
Es wird von den stolzen Protagonisten dieser Kultur nicht akzeptiert, wenn die Basis missachtet wird, und der Grund liegt auf der Hand: Eine Kultur, die über nahezu 200 Jahre gewachsen ist und von den Vorfahren mit dem Leben verteidigt werden musste, soll nicht für Experimente frei gegeben und zerstört werden!
Dieses Bewusstsein hat eine Identität geschaffen, der sich heute kein Cubaner entziehen kann.
‘El que no tiene del Congo tiene de Carabalí’ (Nicolás Guillen)
Wer keine Vorfahren im Kongo hat, hat Vorfahren aus dem Karabal (Gegend von Nigeria, Kamerun)
Potenz und Diskrimination
Der wohl wichtigste kulturelle Zusammenschluss in Cuba fand um 1920 herum in La Habana statt, als der Son von Santiago de Cuba nach La Habana gelangte. Darin gründet die Basis einer Kultur, die sich seither weltweit ausbreitete und eine der 3 wichtigsten kulturellen Potenzen resultierend aus der afrikanischen Diaspora darstellt.
• Amerika mit Blues, Jazz, Rap, etc.
• Brasilien mit Samba, etc.
• Cuba mit Rumba, Son, Salsa, Timba, etc.
In der orientalen Zone von Cuba kamen die Rumba und auch die Yoruba Kultur geschichtlich bedingt erst sehr spät an, was deren Konzentration der Entstehung auf die oxidentale Zone erklärt. Trotzdem ist Rumba heute in allen Teilen Cubas Bestandteil der Gesellschaft.
Mit der cubanischen Revolution im Jahre 1959 wurde der politische Rassismus glücklicherweise abgeschafft, und der Kampf um eine politische Identität führte dazu, sich auch in der Kultur als eigenständig zu etablieren.
Die Kraft der Trommeln übertönte in Cuba sogar Elvis Presley und führte in den 60er Jahren zu neuen Experimenten der Musik, wie dem Mozambique, Sikamarie und letztendlich der mit Irakere weltberühmt gewordenen Timba.
Die Wichtigkeit der Traditionen mit Wurzeln in Afrika, wie auch die kulturelle Stärke der cubanischen Artisten wurden erkannt. Es wurden Organisationen zur Erhaltung des Kulturguts gegründet, wie das 'Conjunto Folklorico Nacional' (1960), die 'Escuela Nacional de Arte' (ENA 1961), die als Beispiele dienen mögen. Aus den Artisten ohne schulische Tanz- und Musikausbildung wurden Lehrer und ausgezeichnete Profis. Nebst den traditionellen Orten, wo die Rumba praktiziert wurde (Aussenbezirke, Solares), entstanden nach und nach Plattformen für die Ausübung der Rumba.
Es entstanden die 'Peña de la UNEAC', der 'Sabado de la Rumba' im 'Conjunto Folclorico Nacional' und viele weitere. Die Rumba hielt Einzug in die internationale Filmwelt, in Fernsehshows, ins Theater, in die touristischen Zentren Cubas, gar in die klassische Sinfonie und sie wurde in zahlreichen Dissertationen an Universitäten der ganzen Welt zum Thema.
Sie wurde zu einem Lebensgefühl der cubanischen Nation, das die ganze Welt in seinen Bann zieht.
Nach wie vor gibt es in Cuba keine Schule, die sich auf Rumba spezialisiert, und was an den staatlichen Schulen gelehrt wird, ist ein Bruchteil von dem, was auf der Strasse und in den Familien vermittelt wird.
Emanzipation und Durchsetzungskraft
Die Rumba ist eine Form, sich auszudrücken, die die Eigenschaften des Cubaners integriert und ihn diese ausleben lässt.
Sie ist offen für die Integration auf verschiedenen Ebenen:
• Im Gesang wird normalerweise die spanische Sprache benutzt, doch werden ebenso Gesänge der afrocubanischen Religionen genutzt und auch Frasen in anderen Sprachen sind denkbar.
• In der Perkussion können die verschiedensten Instrumente benutzt werden, wie die Bata der Yoruba Kultur, Guiro, Chequere, Timbal, Bombo, Bongos, Glocken etc. denen jeweils ihr ganz spezieller Platz als Bereicherung der synkopischen Rhythmik zukommen kann. Alle diese Instrumente ausser den Bata wurden in Cuba geschaffen und auch die Bata verwandelten ihr Aussehen und die Spielweise in Cuba.
• Im Tanz finden sich die Bewegungen der afrocubanischen Religionen, Einflüsse aus dem Flamenco, dem Ballett, dem modernem Tanz, etc.
Für verschiedene moderne Formen der Rumba wurden Namen entwickelt, die eine spezielle Charakteristik ausdrücken. So wird ein Guaguanco unter der Integration von weiteren zusätzlichen Perkussionsinstrumenten zum Guarapachangueo und eine schnelle Columbia zur Jiribilla.
Der Guarapachangueo definiert sich in der Perkussion und entsteht in den 1970er Jahren. Als wichtigster Vertreter heute sei die Gruppe 'Yoruba Andabo' genannt.
Die Jiribilla bezieht sich mehr auf den Tanz und dessen virtuose Form. Ihr wichtigster Vertreter ist Luis Chacón 'Aspirina'.
Cuba und der Austausch mit der Welt
Cuba kann seit der cubanischen Revolution 1959 als ein nahezu abgeschlossenes System angesehen werden, das sich losgelöst von der übrigen Welt in seiner eigenen Dynamik entwickelt. Vor der Revolution war der Austausch speziell in Amerika gross und ein Teil der Kultur wurde vor allem nach Lateinamerika exportiert.
Nach der Revolution gab es lange nur einen sehr dünnen kulturellen Austausch mit der übrigen Welt, auch wenn beispielsweise das 'Conjunto Folklorico Nacional', die 'Muñequitos de Matanzas', 'Yoruba Andabo' und auch die berühmte Tanzgruppe des 'Cabaret Tropicana' erfolgreich nach Miami, New York, Europa und in die ganze Welt reisten.
Im Gegensatz zur Salsa, die durch cubanische Artisten, die ins Ausland emigrierten in einer neuen Form als Salsa Romantica einen weltweiten Hype auslöste, brauchte die Rumba verhältnismässig lange, bis sie in ihrer traditionellen Form in der Welt ihren Platz herausarbeitete. 1949 kam Chano Pozo als einer der bekanntesten Rumberos dieser Zeit nach New York und begründete den Beginn des Latin Jazz, in dem er die Congas und mit ihnen die Rumba in den Jazz in den USA integrierte.
Heute ist sie in Europa nicht mehr aus der immer weiter wachsenden Salsaszene weg zu denken. Luis Chacón ‘Aspirina’ war bei seinem ersten Aufenthalt in Italien 1994 einer der ersten, der ihre Elemente zur Integration in die Salsa im Ausland lehrte und vorführte. Heute ist Salsa ohne Elemente der Rumba und der afrocubanischen Kultur nicht mehr denkbar. Die Rumba etabliert sich langsam aber sicher auch in Europa und der übrigen Welt zu einem Gesellschaftstanz.
Der Hype um die Salsatanzstile von New York, Los Angeles und Puerto Rico ist heute soweit, dass bei nahezu jeder Show an Salsakongressen und Salsafestivals weltweit Elemente der Rumba integriert werden müssen, da das Repertoire an neuen Elementen, Figuren und Bewegungen in der Salsa aufgebraucht zu sein scheint. Immer mehr wird die Salsa in Shows mit Theatereinlagen, Kostümen und dem Einfluss nicht anverwandter Tanzstile verfremdet.
Hier zeigt die Rumba ihre volle Stärke und die Fähigkeit sich zu emanzipieren.
Die Vielfalt an Bewegungen, Rhythmen und Harmonien ist nahezu unerschöpflich und ihre Ausdruckskraft reisst uns alle mit. Sie ist fähig, alles in sich aufzunehmen, wie auch sich überall einzufügen.
Dies macht sie zu einem treibenden Motor in der stagnierten Salsaszene und gibt ihr neuen Glanz.
Mit ihrer Einzigartigkeit und Energie, doch auch mit ihrer Feinheit und Dynamik kann sie Geschichten erzählen und erreicht mit ihrer Magie die Emotionen derer, die bereit sind, sich ihr zu nähern und sich ihrer Kraft zu stellen.
Integration, Anpassungsfähigkeit, Echtheit und Emanzipation
Die Integration der Rumba in allen cubanischen Musik- und Tanzformen ist möglich, da sie sich an diese anzupassen vermag. Im Gegensatz zu den afrocubanischen Religionen und ihren musikalischen und tänzerischen Ausprägungen ist die Rumba nicht an Prozessionen gebunden und gerät damit nicht in die Kritik der orthodoxen Gemeinden.
Die wirklichen Protagonisten sind trotz ihrer Anpassungsfähigkeit unnachgiebig, was die Echtheit einer Rumba betrifft. So bleibt sie in Cuba in konservierter Form bestehen, auch wenn sie sich täglich weiter entwickelt. Sie emanzipiert sich, indem sie sich nicht mehr an andere Musik- und Tanzformen anzubinden braucht, sondern in eigenständiger Form auf den Kulturbühnen dieser Welt bestehen kann.
Die Wichtigkeit der Rumba für die cubanische und internationale Kultur verlangt nach Anerkennung durch das internationale Gremium UNESCO um diese dem wachsenden Publikum aufzuzeigen.
[Christian Liebich]
Anmerkung des Autors:
Die Aussagen sind die Essenz meiner Nachforschungen der letzten 9 Jahre im Zusammenhang mit der Erstellung der Dokumentarfilme LA RUMBA NO VA A MORIR und THE BLACK ROOTS OF SALSA. Sie basieren auf stundenlangen Interviews mit einigen der wichtigsten Protagonisten der heutigen Rumbaszene in La Habana. Herzlichen Dank an die Artisten, die mir einen Eindruck von dieser komplexen Welt verschafften. Namentlich handelt es sich dabei um Adonis Panter Calderón, Luis Chacón Aspirina, Ismaray Chacón Aspirina, Jennyselt Galata Calvo, Juan Campos Cardenas, Giovanni del Pino, Sandalio Crespo Calderón, Natividad Calderon Fiallo, Cesar Pedroso, Mario Rivera und Michael Herrera Perez. Meine Schlussfolgerungen sind subjektiv und basieren auf einer Perspektive von ausserhalb Cubas. Diese lassen sich nicht zwingend mit den Aussagen in cubanischen, wissenschaftlichen Abhandlungen über das Thema vereinbaren. Details zu den einzelnen angesprochenen Bereichen sind nicht Teil dieses Artikels, da in ihnen viele Wiedersprüche, Unklarheiten und Standpunkte stecken, deren Ergründung weitere Diskussionen voraussetzt.