Schnappschuss - Getanzte Geschichten

Unter den zahlreichen Salsa-Tanzgruppen und Salsa-Paartäzern sind Schnappschuss etwas Besonderes. Ihren nächsten Auftritt bestreiten sie in der Bananenreiferei am 16. Dezember 2017

Mitternacht an der letzten Fiesta Latina Candela. Oben betritt Mastermind Thomas Stadler als Conferencier die Bühne, unten, auf der grossen, von farbigem Lichtgeflimmer übersäten Tanzfläche beruhigt sich das schwungvolle Gedrehe der Salsa-Paare und man strömt zum Stage. Angesagt wird die vierköpfige Salsa-Tanzformation Schnappschuss - zwei Frauen und zwei Männer. In apartes Grün getaucht, harrt ein Poet in weinroten Hosen vor einem Stehpult der Inspiration. Die anderen Tänzerinnen und Tänzer schnappen sich den Dichter und verpassen ihm zu speediger Salsa der kolumbianischen Gruppe La-33 den benötigten Kick mit rasanten Drehungen, schnellen rhythmischen Schritten und akrobatischen Hebefiguren samt menschlichen Rädern. Eine knackige Fülle an Salsa-Figuren in konzentrierten vier bis fünf Minuten; dem Poeten dürften danach die Verse nur so aus dem Munde sprudeln.

Würze der Kürze
Salsa-Tanzgruppen gibt's wie Sand am Meer und man muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um sich vom Gros zu unterscheiden. Schnappschuss kreieren ihre eigenständigen Choreografien stets um eine kleine Geschichte herum, was die Formation weit und breit einzigartig macht. 2015 hiess das Thema "Ristorante": ein Casanova verführt zusammen mit einem Kellner in einer italienischen Dorf-Bar zwei Frauen zum Tanz. In "Station Baden West" aus dem Jahr 2013 werden die wartenden Bus-Fahrgäste durch die Musik eines Strassenmusikanten zu einer wilden Salsa-Lindy Hop-Party animiert. Mit "Sun Sun Cats" wiederum erreichte man 2012 den dritten Rang an der Schweizer Salsa-Meisterschaft. Und mit "El Poeta" errang man bei der diesjährigen Meisterschaft gar den ersten Platz in der Kategorie "Latino-Show-Team".

Gegründet wurde die Formation 2010 von Adrian und seiner damaligen Freundin Kim. Nach mehreren personellen Wechseln scheint die heutige Zusammensetzung mit Luna, Alexandra, Adrian und Orfeo - alle um die Dreissig und berufstätig - stabil zu sein; die Performance macht jedenfalls einen äusserst geschlossenen Eindruck und man ist auch privat gut befreundet.

Das Erfinden und Einstudieren einer neuen Choreografie ist immer zeit- und arbeitsaufwändig und die Damen sind bei den akrobatischen Teilen auch schon mal auf den Kopf gefallen. Grosse Sorgfalt legt man auf die jeweils zum Thema passenden Kostüme, die eigens dafür angefertigt werden. Ob bunt gemustert oder einfarbig: die Kleider verraten stets ästhetischen Geschmack.

Hat man denn auch schon mit längeren Performances geliebäugelt? "Eigentlich nicht", äussert sich die Gruppe, "wir wollen es so konzentriert, vielfältig und kurz wie möglich halten. Bei längeren Programmen wiederholen sich irgendwann die Figuren, was auf das Publikum ermüdend wirken kann." In der Kürze legt die Würze. Allerdings: mit der Salsa-Tanzschule Fuego y Pasion absolvierte man auch schon grössere Kisten, etwa an Halloween, an der Juanes-Party und bei Zürich Tanzt. Generell aber bleibt es bei thematischen Schnappschüssen aus dem Alltag sowie aus der farbenfrohen und fantasievollen Welt des Tanzes. Originell und voller Drive!

[ Hans Keller ]

Sa. 16.12.2017, 21:30
Bananenreiferei
Pfingstweidstrasse 101
8005 Zürich