Lariba - Walking Pa'lante!

Nach jedem Auftritt von Lariba spielt sich dasselbe Ritual ab. Die Bandmitglieder treffen sich im Hotelzimmer von Juan Carlos Abreu, 59 Jahre alt und Schlagzeuger der Band, und feiern in die Nacht hinein. Abreu mimt dabei den Zeremoniemeister. Er wählt aus seiner reichen Bibliothek Musik aus: 70er-Jahre-Rock, Salsa, Rumba, Jazz, Soul, Reggae, Flamenco. Es ist der Fundus, aus dem sich die sieben Musiker auch dann hemmungslos bedienen, wenn sie ihre Stücke komponieren. Resultat ist eine kraftstrotzende Mischung aus Latin Jazz und Hip Hop. Der Lariba-Sound steht für Partytauglichkeit. Vergleiche mit den Orishas oder Jovanotti liegen auf der Hand. Bandleader David Stauffacher lässt sie gelten, sagt aber: «Unser Sound ist vielschichtiger.»

Auf dem aktuellen Album singen und rappen drei Interpreten in fünf Sprachen: Brasilianisch, Spanisch, Englisch, Italienisch und Schweizerdeutsch. Ein spanischer Flamenco-Gitarrist (Pepe Justicia) gibt ebenso ein Gastspiel wie ein Steeldrummer aus Trinidad (Gary Padmore) oder ein Rapper aus Kolumbien (Rodrigo Rodriguez). Es gibt Reggae-Einflüsse, einen Merengue-Track, und eine brasilianische Sängerin (Simone Santos) gehört zum Stamm der Band. Man könnte das als Beliebigkeit kritisieren. Doch die Alchemie der Rhythmen gelingt, weil die Band jeden Track mit dem eigenen Stempel prägt – und weil sie in fast jedem Track den Stilbruch wagt. Und es sind unüberhörbar erstklassige Musiker am Werk.

Hinter dem globalen und transkulturellen Musikprojekt steht ein Schweizer. Nur auf den ersten Blick ein Widerspruch, wie David Stauffacher erläutert. «Wir sind mit Jazz, Rock, Reggae und Hiphop aufgewachsen, und darum sehr geübt darin, Stile aufzunehmen und neu zu interpretieren.“ Anders als zum Beispiel in Kuba oder Brasilien sei hierzulande der Bezug zur eigenen Volksmusik gering, die internationale Popmusik dominiert. Stauffacher ist seit über zehn Jahren einer der bekanntesten Perkussionisten in der Schweizer Musikszene und in vielen Bands engagiert, sowohl in der Pop als auch in der Latin-Szene. Dort komme es oft vor, dass er der einzige Nicht-Latino in der Gruppe sei. «Da muss man sich als Musiker doppelt beweisen, um akzeptiert zu werden.» Doch Stauffacher betont: «Es geht uns mit Lariba nicht darum, kubanische oder andere Traditionen zu kopieren, sondern eine eigene Fusion zu definieren.»

Stauffacher hat als Schlagzeuger angefangen, sich aber vor bald 20 Jahren der Perkussion verschrieben. Er lebte über ein Jahr in Kuba und liess sich zum Perkussionisten ausbilden. Fast von Beginn weg verfolgte er seine musikalische Karriere gemeinsam mit Roberto Hacaturyan, ebenfalls professioneller Perkussionist (Zusammenarbeit unter anderem mit Seven, Marc Sway, Müslüm) und MC der Band. Für Lariba haben die Beiden weitere Musiker aus Brasilien und Kuba um sich geschart. Alcides Toirac ist ein leidenschaftlicher Komponist, Bassist und Sänger, der mit seiner Persönlichkeit die Songs prägt und kubanische Stile wie Trova, Son und Timba einbringt. Carlos Irarragorri aus Trinidad, Kuba, ist ein Meister des kubanischen Tres, aber auch ein wunderbarer Pianist und Sänger. Amik Guerra ist eine bekannte Figur in der Latin-Szene und einer der meistbeschäftigten und erfahrensten Trompeter in Europa. Ein Glücksfall für Lariba, genauso wie Juan Carlos Abreu am Schlagzeug. Er schafft es immer wieder, als ältester Musiker der Band die «Jungen» an Power und Elan zu übertreffen. Simone Santos steht für die feineren Züge Laribas, ihre weiche und elegante Stimme verströmt Wärme und Eleganz.

Vor sechs Jahren erschien das erste Album von Lariba bei einem spanischen Label. Nach einem ersten erfolgreichen Jahr von Lariba mit Auftritten an Festivals in Spanien, Südfrankreich und Italien wurde das Label von der Wirtschaftskrise erfasst und musste seine Aktivitäten drastisch reduzieren. Nun wagt die Band mit einem zweiten Album einen neuen Anlauf - beim renommierten deutschen Label Jazzhaus Records. Anders als der Vorgänger kommt es ohne Cover-Versionen aus, das Klanggewebe wirkt nochmals ein Stück reifer, es gibt Stücke, die mit dem Mainstream-Pop flirten. Walking Pa’ lante heisst das Album – einen Schritt vorwärts machen. Der Name soll Programm sein.
www.lariba.ch

5. Sept. 2015, 20h
Obere Mühle
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